Wellensittichkreisel

Montagvormittag brachte ich als erstes Mal den neuen Welli zum Tierarzt. Geringen Milbenbefall „kann ich selbst“, aber wenn mal die Beine mit betroffen sind, ist mir das zu riskant, da muss jemand drüber schauen, der das studiert hat…

Wir kommen also ins Behandlungszimmer; heute haben wir eine der beiden Tierärztinnen (es ist eine Gemeinschaftspraxis von drei Personen).

Sie schaut in den Transportkäfig und fragt mich, was denn mit ihm los sei.

Ich: „Milben.“

Sie schaut mich, wie ich interpretiere, etwas kritisch-genervt-auffordernd an. Ich lege das so aus, dass sie meint, ich sollte mir etwas mehr als zwei Silben abringen. Also hole ich tief Luft.

„Ich sehe Grabgänge am Schnabel und an den Ständern.“ Bevor sie noch was sagen kann, schiebe ich hinterher: „Und ich hatte ein ziemlich anstrengendes Wochenende und bin heute nicht wahnsinnig gesprächig.“

Sie, etwas lachend: „Ich sehe bisher nicht mal den Schnabel…“

Das war dann so in etwa der Moment, in dem mir endlich auf der „aktiven“ ebene bewusst wurde, dass sie gerade schon zweimal um den Käfig herumgegangen war, und der Welli sich dort drin durchgängig mitgedreht hatte – so, dass sie immer nur auf seinen Schwanz schauen konnte.

Fazit: Wenn Leute komisch schauen, liegt es nicht immer an mir – manchmal ist einfach nur der Vogel gerade ein A***.

Der Neue

Bis Sonntag war mein Name noch Koko, und ich lebte an einem Ort namens Autobahnraststätte. Da war immer eine ganze Menge los, gefüttert wurde ich auch gut, aber fliegen konnte ich natürlich nicht… Artgenossen waren auch nicht in der Nähe, egal, wie laut und lange ich gerufen habe, in der Hoffnung, dass sich doch einer findet.

Irgendwann kamen Leute vorbei, die mich sahen, und mit dem Mann redeten, der mir Futter und Wasser brachte… und es wurde ausgemacht, dass ich „wegkomme“. Wohin weg war zuerst nicht ganz klar, aber die Leute kannten jemanden, der jemanden kannte…

Und dann stand am Sonntag plötzlich ein Mensch da, packte mich ein und nahm mich mit. Autofahren fand ich schon mal komisch, da traute ich mich gleich gar nicht mehr singen.

Am Montag wurde ich dann direkt zu einer komischen Frau mit blauem Mantel geschleppt, die mir einen blöden Flüssigkeitstropfen unter die Federn getropft hat. Leider habe ich nämlich Milben, die nicht nur meinen Schnabel, sondern auch schon meine Ständer (so heißen Vogelfüße richtig) angegriffen haben.

Außerdem heiße ich jetzt nicht mehr Koko, sondern Cadoux. „Wegen übermäßiger Hübschigkeit“, sagte mein neuer Mensch.

Na gut… Hübsch bin ich wirklich… trotz Milben.

Oder?

Grün-Gelber WellensittichGrün-gelber Wellensittich, Seitenansicht

Mamagei als Logopäde

Der Mamagei hat sich heute morgen einen Wellensittich geschnappt und war offenbar der Meinung: Zwitschern reicht nicht.

Mamagei: „Hey, kleines Vogele, sag mal tüt!“

Wellensittich: *Zwitscher*

Mamagei: „Tüttüttütütüt. Kleines Vogele, sag mal tüt!“

Wellensittich: *Zwitscher*

Mamagei: „Na du? Na komm! Komm mein kleines Vogele. Sag mal tüt.“

Wellensittich: *Zwitscher*

Sie hat dann irgendwann aufgegeben…

Kitty Wellensittich

Catherine Sarah Dorothea Pakenham ist als Name doch etwas zu viel für eine kleine Wellensittichhenne. So nennen wir sie, wie die historische Catherine Pakenham, eben „Kitty“.

Wie viele andere unserer Wellis war Kitty eine „Unverkäufliche“.

Darüber, dass ihr eine Kralle fehlt, könnte man ja sicher hinwegsehen als Verkäufer. Allerdings ist sie auch fast blind. Entsprechend hatten wir etwas Bedenken, sie in den Schwarm zu setzen. Wie kommt ein Vogel, der kaum etwas sieht, in einem Raum klar, der doch viel größer ist, als ein Käfig?

Mit der historischen Kitty teilt sich diese hier nicht nur die schlechten Augen, sondern auch das sehr zaghafte und leicht panische Gemüt. Kein Wunder, sie sieht ja nicht so wirklich, was um sie herum passiert.

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Sie hatte wohl mit den beengten Verhältnissen beim „Züchter“/Vermehrer und Händler auch mehr Probleme. Als sie zu uns kam fehlte ihr, wie man hier in der bei Ankunft gemachten Aufnahme sehen kann, die lange Schwanzfeder. Wie unten zu sehen ist, wuchs der Schwanz seitdem sehr schön nach.
Die fehlende Kralle ist die innere an ihrem rechten Ständer. Der dunkelrote Schatten an der Wachshaut – das ist die farbige Haut über dem Schnabel, an der Nase – ist keine Krankheit oder „Beschädigung“, sondern das Anzeigen einer Henne in den Anfängen der Paarungsbereitschaft. Die dunkle Farbe breitet sich über die gesamte Wachshaut aus und geht dann wieder zurück, wenn die Henne nicht mehr paarungsbereit ist.

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Kitty heute

Im Wellizimmer geht es besser, als jemals erwartet. Es fiel bereits während der Quarantänezeit auf, dass sie durchaus sehen kann – aber nur in einem sehr hellen Umfeld. Tagsüber, bei voller Sonneneinstrahlung, fand sie sich sehr gut zurecht.

Da Wellensittiche aus Australien sind, und unsere Sonnenstrahlen eigentlich nicht stark genug sind, haben wir im Wellensittichzimmer neben den normalen LED-Lampen für uns Menschen auch Reptilienleuchtröhren installiert, die ihnen – per Zeitschaltuhr – einigermaßen Tag-und-Nachtgleiche und australische Lichtverhältnisse bescheren.

Kitty sieht zwar immer noch nicht viel, aber genug, um sich zu orientieren, und sogar immer mal wieder ein Stück zu fliegen. Ihr fester Partner ist „Juana“ – ein Welli, der sich erst nach der Namensgebung als Hahn herausstellte. Was soll’s, dem Vogel ist das ja egal.
Trotzdem ist sie recht tollpatschig unterwegs und hat öfter mal ungeplante Zusammenstöße. Entsprechend sieht sie auch meistens etwas gerupft aus, wie etwa aktuell mit der angebrochenen Schwanzfeder.

Kitty ist ein Wellensittich aus der sogenannten Blaureihe – also ohne gelbes Pigment – und trägt die Grauflügelmutation. Beim Grauflügel ist die Körperfarbe aufgehellt und die schwarze Zeichnung liegt in grau vor. Erstmalig gezüchtet wurde dieser Farbschlag Ende der 1920er Jahre in Österreich. Grauflügel kommen sowohl in der Blau- als auch in der Grünreihe vor.

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Drei ganz unterschiedlicher Vertreter der Blaureihe. Im Vergleich mit Wellington (Mitte) sieht man den Grauflügelfaktor bei Kitty sehr schön.

Die historische Kitty war übrigens Wellingtons Ehefrau.

Sir Harry

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Sir Harry kurz nach Ankunft. Er teilt den Ankunfts-Quarantänekäfig mit einem zweiten Wellensittich, der zeitgleich aus der gleichen „Quelle“ bei uns ankam.

Sir Harry kam bei uns direkt aus dem Nest an. Ein kleiner Wellensittich, zu klein für sein Alter eigentlich, mit einem schlaff baumenden Fuß. Unverkäuflich.

Der Fuß, stellte sich heraus, war ausgerenkt. Das ließ sich beheben, etwas Tape am Vogel half anfangs bei der Stabilisierung. Der Fuß heilte, blieb aber immer irgendwie keiner und dünner als der andere, was uns zu der Annahme brachte, dass die Verletzung sehr früh passiert war.

Der Vogel war zu jung, um das Geschlecht zuverlässig zu bestimmen, wir nannten ihn Sir Harry Smith. Sir Harry stellte sich dann zwar als Lady Harriet heraus, behielt den Namen aber.

Nach der Quarantänezeit fand Sir Harry das Leben im Schwarm eigentlich ganz toll. Vielleicht ein bisschen zu toll. Harry war eigentlich ständig damit beschäftigt, alle zu ärgern. Der Vogel war der geborene Clown, zog an Schwänzen, klaute Futter, klemmte sich zwischen schnäbelnde Wellis, ….Er schaffte es sogar, zum Schlafen den Kopf auf Colbornes Rücken zu legen statt auf seinen eigenen. (Colborne ist so ein geduldiges, liebes Vögelchen, dass er einfach selbst ein bisschen zur Seite rutschte und es sich gefallen ließ…)

Oft ärgerte Sir Harry die anderen so, dass er einmal ordentlich vermöbelt wurde – dann war einen halben Tag Ruhe, und es ging von vorne los.

Jetzt ist es leider so, dass Wellensittiche in bestimmten Situationen sehr unsoziale Tiere sind. Beispielsweise wird ein krankes Tier sehr schnell aus dem Schwarm ausgeschlossen, Deswegen neigen sie dazu, Unwohlsein zu überspielen – häufig werden sie dann gerade besonders lustig und aufgedreht, wenn es ihnen nicht wirklich gut geht. Insofern war Harrys Überdrehtheit, auch wenn wir witzelten, der Vogel hätte wohl ADHS, schon ein Grund zur Aufmerksamkeit.

Ich war nur ein paar Tage abwesend, kam zurück und fand einen Vogel vor, der offensichtlich unter Grabmilbenbefall – auch als Schnabelräude bezeichnet – litt… und zwar so massiv, dass sich dieser Zustand eigentlich nicht während meiner Abwesenheit entwickelt haben konnte. Hatte er ja aber nun mal definitiv…

Der Vogel wurde also in einen Transportkäfig gesteckt, ins Auto gepackt und zum Tierarzt gebracht, der meine Diagnose bestätigte.

Grabmilben haben beim Wellensittich nichts mit mangelnder Hygiene zu tun – zumindest nicht im adulten Tier. Den Befall holen sie sich im Elternnest. Die meisten Wellensittiche leben damit aber, ohne dass der Befall jemals sichtbar wird, würden diesen aber an ihre Küken wieder weitergegen. Eine Übertragung zwischen adulten Vögeln ist annähernd ausgeschlossen.

Tritt nun durch irgendetwas eine Schwächung des Immunsystems ein – das kann eine Erkrankung sein, aber auch großer Stress, etwa durch Umzug/neuen Besitzer (deswegen entwickeln sich die Symptome oft auch in den ersten Wochen nach dem Kauf) – vermehren sich die Milben zu stark, und es kommt zu dem typischen Krankheitsbild. Das ist unangenehm für den Vogel, lässt sich aber gut behandeln. Nur, wenn man den Befall unbehandelt lässt, kann es zu bleibenden Schäden kommen oder den Vogel durch Zerstörung des Nasenbereichs und damit Beeinträchtigung der Atmung umbringen.

Sir Harry hatte innerhalb einiger Tage eine Symptomausprägung entwickelt, die ich normalerweise erst nach Wochen ohne Behandlung erwartet hätte. Andersherum sprach er zwar auf die Behandlung auch zügig an, aber eben nicht zügig genug, um die Reaktion als normal zu bezeichnen. Wir mussten die Behandlung insgesamt fast dreimal so lange wie üblich, fortführen, bevor wir ihn als soweit milbenfrei bezeichnen konnten – unter Vorbehalt. Bei Stress oder anderweitiger gesundheitlicher Beeinträchtigung könnte sich der Befall erneut vermehren – die Milben wirklich zu 100% loszuwerden ist nicht gerade wahrscheinlich.

Jetzt waren wir aber natürlich nochmal aufmerksamer, denn die einzig logische Erklärung war eine zugrundeliegende Erkrankung, die bislang nicht erkannt war. Da ich einen kompletten Schwarm halte, und keine Lust habe, mir irgendeine unbekannte Sache unter allen Vögeln zu verteilen, blieb Sir Harry also erst mal in Quarantäne. Zwar war es durchaus wahrscheinlich, dass er was-auch-immer, falls es ansteckend war, bereits im Schwarm verteilt hatte, aber nur auf die Möglichkeit hin dass eben doch nicht, wollte ich an der Stelle das Risiko nicht weiter erhöhen.

Das betreffend zumindest konnten wir nach ausführlichen Blut- und anderen Tests Entwarnung geben. Die Diagnose lautete am Ende: Allgemeine Immunschwäche; unbekannte Genese. Möglicherweise schlicht ein unzureichend entwickeltes Immunsystem.

Damit standen wir aber vor einer anderen Entscheidung: Es war davon auszugehen, dass dieser Vogel, wenn wir ihn in den Schwarm zurücksetzen, nicht besonders lange leben würde. Kontakt mit anderen Vögeln bedeutet auch Kontakt mit Vogel-Krankheitserregern. Naja, den Rest kann man sich denken.

Die Alternative war, ihn weiterhin als Einzelvogel zu halten, getrennt von den anderen. Seine Lebenserwartung wäre dadurch sicher höher gewesen.

Wir gingen nach reiflichem Überlegen den ersten Weg.

Oft wurde und wird das nicht verstanden. „Denk doch mal dran, was der Vogel wollen würde!“ hieß es dann.

Aber genau das haben wir gemacht. Der Vogel ist ein Schwarmtier. Einzeln gehaltene Wellensittiche sind eine traurige Sache. Egal, wie viel sich der Mensch mit ihnen beschäftigt, kein Mensch kann die Wellensittichgesellschaft ersetzen. Manch ein Halter redet sich das zwar gerne ein, doch dient das wohl eher dem Beruhigen des eigenen Gewissens. Es gibt meiner Meinung nach nur zwei akzeptable Gründe, einen Wellensittich in Einzelhaft zu halten: 1.) Der Vogel hat eine nicht behandelbare ansteckende, chronische Krankheit (diese gibt es, aber selbst dann wäre es besser, ihm wenigstens einen Partner zu besorgen, der ebenfalls positiv ist). 2.) Der Vogel ist aus irgendeinem Grund bereits so verhaltensgestört, dass er andere Wellensittiche angreift. Habe ich auch schon gesehen.

(Ich sage oben „wenigstens einen“. Zwei ist die absolut geringste Anzahl Wellensittiche, die man halten sollte. Dennoch möchte ich behaupten, jeder, der jemals einen ganzen „Schwarm“ beobachten durfte, wird zustimmen, dass zwei eigentlich zu wenig sind. Diese Tiere sind mit ihrem ganzen Sozialverhalten auf das Leben in einer Gruppe ausgerichtet. Meine persönliche Empfehlung würde dahin gehen, minimal vier Tiere zusammen zu halten. Den Platz muss man natürlich erst mal haben. Übrigens machen vier Wellensittiche wesentlich weniger Lärm als zwei, und bei acht ist meiner Erfahrung nach die Grenze, bei der man keine Geräusche mehr hört, die nicht zwitschern sind. Das Schimpfen, das durchdringende Rufen, das auch noch durch geschlossene Türen geht, all die unangenehmen Geräusche… Auch das ist für mich ein Hinweis darauf, dass diese Vögelchen eben erst in der großen Gruppe wirklich glücklich sind. )

Dementsprechend: Ja, der Vogel, wenn es seine Entscheidung wäre, würde in den Schwarm zurückwollen. Immer.

„Aber der versteht doch gar nicht, dass er dann schneller stirbt“, kam dann der nächste Satz.

Genau. Der Wellensittich lebt, soweit man das erkennen kann, eben nur im Hier und Jetzt, ohne Konzept der Zukunft. Dem ist es egal, was morgen ist, oder in einem Jahr. Für ihn ist das Leben eben eine Aneinanderreihung von Jetzt-Momenten. Und will ich wirklich die Anzahl der Jetzt-Momente vervielfachen, wenn es eben mehr *traurige* Momente werden, und ihm die Möglichkeit nehmen, eine geringere Anzahl von Jetzt-Momenten glücklich in der artgerechtesten Umgebung zu erleben, die ich ihm als Haustier in einem Haus ohne endloses Land zum Fliegen eben bieten kann?

Sir Harry verstarb im Alter von etwa 2,5 Jahren. Trotzdem bin ich auch rückblickend sicher, es war besser, ihm die Zeit, die er hatte, als Schwarmmitglied zu geben.

 

Küchenhelfer

Wellington und Wellington…

Neben dem Bett ist meiner Meinung nach die Küche ja ebenfalls tierfreie Zone. Wellington Wellensittich sieht das natürlich mal wieder anders.

Und ja, ich habe ein Geschirrtuch mit Herzog Wellington drauf.

Die Uniform trug der Herzog ja eigentlich nur für Portraits und selten, wenn es königlich angeordnet wurde. Man kannte ihn in blauer Jacke. Wie eben Wellington Wellensittich 😉

Wellington Wellensittich

Hi! Hier spricht Wellington Wellensittich… naja, nicht so richtig. Ich bin ein sehr leiser Wellensittich und sage meistens gar nichts. Das liegt daran, dass ich taub bin, und daher auch nicht höre, wenn sonst jemand was sagt. Manchmal gebe ich etwas unkoordiniert Geräusche von mir, aber das ist eher so ein Versehen.

Wellington heiße ich, weil ich einen blauen Mantel trage… und vielleicht auch ein bisschen, weil ich nichts höre. Vielleicht.

Ich mag Menschen lieber als Wellensittiche. Ich glaube, Wellensittiche haben irgendeine geheime Verständigungsmethode, die ich nicht kapiere.

Neben der Taubheit habe ich auch Gleichgewichtsprobleme. Deswegen torkle ich etwas beim Fliegen und lasse mich allgemein lieber tragen. Am allerliebsten in Hemd- und Jackentaschen. Die Menschen schimpfen, dass sie immer erst alle Taschen abklopfen müssen, bevor sie aus dem Haus gehen. Ich bin nämlich so leicht, dass man schon mal vergisst, dass ich da bin.

Mein Lieblingsfutter wäre Kaffee. Glaube ich. Ich durfte ihn noch nie kosten. Die Menschen sagen nämlich, ich hatte schon mal einen Schlaganfall, ich muss wirklich nichts essen, das meinen Blutdruck in die Höhe treibt. Also noch weniger, als andere Wellensittiche. Was das miteinander zu tun haben soll, verstehe ich nicht. Irgendwann fällt mir schon noch etwas ein, wie ich an den Inhalt von so einer Tasse rankomme! Das werden die schon sehen!

Ich würde auch gerne bei den Menschen im Bett schlafen. Die haben das viel kuscheliger als wir. Aber das darf ich ja auch nicht. Angeblich kann man als Wellensittich daran sogar sterben, wenn sich ein Mensch auf einen drauflegt. Dann sollen die doch einfach aufpassen!

Ich hab‘ mich auch schon mal nachts ins Schlafzimmer geschlichen. So haben sie mich dann morgens gefunden:

welligntonwellensittich

Ich fand das toll. Die Menschen leider nicht.

Colborne Wellensittich

Darf ich mich vorstellen? Ich bin Lt.-Colonel John Colborne

Gelb-grüner Schecke auf einer Hand sitzend

Okay… meistens rufen sie mich einfach nur Colborne. Oder „Flausch“. Das bin ich nämlich: Wahnsinnig flauschig. So flauschig, dass einer meiner Schwarmfreunde manchmal mit dem Kopf auf MEINEM Rücken schlafen wollte statt auf seinem eigenen.

So viel Flauschigkeit ist leider nicht normal. Ich bin zwar kein „Featherduster“ (das könnt ihr googeln), aber irgendsowie in die Richtung geht es schon: Meine Flaumfedern wachsen ununterbrochen (Meine Deckfedern sind OK). Zum Glück bin ich ein ganz liebes und zutrauliches Vögelchen und lasse mich auch schön mit einer kleinen Schere frisieren. So kann ich mein Gefieder dann auch selbst sauberhalten.
Leider verbrennt das ständige Federproduzieren sehr viel Energie, und auch wenn ich etwas rundlich aussehe – das ist alles nur Plüsch! Da ist nur sehr wenig Vogel drunter. Ich muss immer wieder auf die Waage um sicherzustellen, dass ich nicht ins Untergewicht rutsche. Briefwaage, hihi. Wellensittichwaage!

Aber mal ehrlich: Ich könnte doch als Wellensittichmodel arbeiten, wenn ich so frisch vom Frisör komme, oder? Wäre ich nicht was als Titelbild für „Wellensittich Heute“ oder so?

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Das hat sie jetzt davon…

Eine meiner „neuen“ Wellidamen hatte einen „Unfall“. Lies: Sie hat sich solange mit der (sonst sehr zurückhaltenden) alten Schwarmchefin angelegt, bis diese sie gehörig vermöbelt hat. Leider ist die aber fast blind und sieht nicht so genau, wo sie hinhackt. Im Ergebnis hatte Wellidame-Neu in hellblau und weiß (noch immer ohne Name) nun rechts eine ausgerissene und eine abgeknickte Schwungfeder…

Zunächst war nur zu sehen, Flügel blutig, Vogel fliegt nicht. Also Welli vom Boden aufsammeln, dabei ordentlich die Finger ankauen lassen, und Vogel begutachten. Fazit: Außer Federn nichts kaputt. Die abgeknickte Feder war so, wie sie war, a) nutzlos und b) ein Verletzungsrisiko, da sie aus dem Flügel herausstand, also habe ich schweren Herzens das getan, was ich absolut nicht ausstehen kann, und die Feder an der Knickstelle gekappt. Gefahr beseitigt, Vogel nun rechts ohne die beiden äußeren Schwungfedern, was sehr traurig aussieht.

Der Welli ist nun bis zur nächsten Mauser nur sehr eingeschränkt flugfähig. Kurzfristig überlegte ich, sie erst mal vom Schwarm getrennt zu lassen. Schließlich fiel die Entscheidung dagegen. Das Vogelzimmer ist so aufgebaut, dass alles kletternd erreicht werden kann, und ich meine, in einem Schwarm von acht Wellensittichen muss sich die Rangordnung einfach selbst finden. Wenn ich sie jetzt rauslasse, fängt das gleiche Theater dann wieder an, wenn sie zurückgesetzt wird.

Bedenken wegen der Scheiben – das Wellizimmer hat auf der gesamten Front zum Durchgang zwischen Wohnzimmer und Esszimmer raumhohe Glasscheiben (nein, da fliegt niemand rein, Wellensittiche und Finken sind tatsächlich nicht blöd und in der Lage, eine Glasscheibe als Hindernis wahrzunehmen, wenn die Beleuchtungssituation stimmt) – da sie zunächst nicht nur „nur eingeschränkt“ sondern auch nur mit starker Schlagseite fliegen konnte, es aber trotzdem versuchte und ihre Flugrichtung nicht gut unter Kontrolle hatte, haben sich mit etwas Beobachtung erledigt. Nach einigen Stunden hat sie den Dreh tatsächlich raus und flattert ziemlich genau an den Zielort.

Fließend Wasser

Dürfen wir vorstellen? Unser Vogelbad.

Zwei Wellensittiche auf der Tränke

Einer unserer Menschen findet nämlich Technik ganz toll. Deswegen hat sie Rohre in den Boden gelegt, und jetzt haben wir fließendes Wasser im Vogelzimmer. Wenn wir zu viel rausgebadet haben, oder das Wasser sonst irgendwie weniger oder ganz aus versehen schmutzig geworden ist, hat sie draußen neben dem Lichtschalter einen Knopf in der Wand und kann den ganzen Brunnen nachüfllen oder abpumpen und neu füllen lassen. Cool, oder?

Das Zimmer-/Gartenbrunnenmodell, das ich hier als Grundlage verwendet habe, kommt von einer britischen Firma. Die Papageien haben sowas noch in groß im Wohnzimmer stehen, allerdings mit Auffüllung von Hand. Die Pumpe die das Wasser im Brunnen zirkuliert war dabei, der Filter ist super und kommt mit der Verunreinigung durch die Wellis und Finken (bzw. die Papageien) gut zurecht. Der einzige „Nachteil“: Es wurde nur ein britischer Stecker mitgeliefert. Bei dem hier egal, weil ich den Stecker eh‘ abgebaut habe, und das Ding direkt mit dem Schalter verkabelt ist. Der Wohnzimmerbrunnen läuft über einen Adapter problemlos.
Erstmalig gesehen auf der Nürnberger Consumenta. Die Verkäuferin hielt Aras… erst redeten wir über Vögel, dann wurde der Wohnzimmerbrunnen bestellt. Was ihre Aras nicht kaputtbekommen schaffen meine Graupapageien auch nicht, dachte ich mir. Richtig gedacht. Also falls jemand noch ein cooles Extra für die Piepmätze sucht…