Urlaubsreview – Tag 5

Schlosspark Laxenburg und Franzensburg

Der Schlosspark in Laxenburg ist nicht nur mit Ritterfest einen Besuch wert, sondern auch anderweitig. An diesem Tag hatte die ganze Gegend kaum mobiles Internet – die Pokémonjagd musste entsprechend aufgegeben werden.

Der Park wurde von dem bereits erwähnten Kaiser Franz I. angelegt. Es ist ein rein künstlicher Park, alles, was dort steht datiert maximal ins frühe 19. Jahrhundert. Dazu zählen auch die „alten“ Ruinen und Tempel.

Der Park ist bei Besuchern sehr beliebt, vor allem bei schönem Wetter. Auf Kinder mit Fahr- und Laufrädern muss man etwas aufpassen. Reiter aus dem angeschlossenen Stall haben ihre eigenen Reitwege und sollten dem Spaziergänger nicht über den Weg laufen. Hat man es lieber ruhiger, kann man die kleineren Wege verwenden.

Wer weniger gut zu Fuß ist, kann die parkinterne Bimmelbahn verwenden, für Kinder gibt es Ponyreiten, am See einen Bootsverleih. Das angeschlossene Filmmuseum hatte leider noch nie geöffnet, wenn wir dort waren und Zeit gehabt hätten.

Im Park fühle ich mich, vor allem in den hinteren Bereichen, immer wie in ein Computerspiel versetzt. Man sieht in der Ferne einen Punkt, geht drauf zu, es wird langsam ein Gebäude draus (z. B. der Concordiatempel). Man hält drauf zu, kommt an einen Fluss, kann erst mal schauen, wo und wie man da drüber kommt… sehr viel Spaß.

Im See gibt es die Franzensburg – eine Wasserburg die auf drei Wegen zu erreichen ist: Über die Fähre, per geliehenem Boot oder hinten rum über eine Brücke, quasi durch den Hintereingang. In der Burg gibt es einen kleinen Museumsladen – da wir immer kurz vor Ende der Sommeröffnungszeiten auftauchen, haben wir dort nie wirklich viel Auswahl – und ein Burgcafé, das schon eher als ausgewachsenes Restaurant bezeichnet werden könnte.

Die Burg, die als Museum gebaut wurde und mit aus unterschiedlichen Schlössern und Stiften entfernten Gegenständen ausgestattet ist (einschließlich der Deckenkassetten und Wandtapeten), ist nur im Rahmen einer Führung zugänglich.

Davon gibt es zwei Stück: Eine „Turm- und Dachführung“ und eine Museumsführung. Dauert jeweils ca. 55 Minuten und findet versetzt statt.

Turm- und Dachführung: Es gibt sehr viele Stufen. Wer schlecht Treppensteigen kann oder anderweitig Probleme mit Wendeltreppen hat, sollte es bleiben lassen. (Eine Dame ging nicht mit auf den Turm. Da die Führung nicht gerade die billigste ist, würde ich mir das doch eher vor dem Kartenkauf überlegen wollen). Der Blick vom Turm ist sehr schön und weit, auch von den „Wehrgängen“ auf dem Dach aus hat man eine gute Aussicht. Höhenangst sollte man nicht haben.

Einige der Gänge und Wege sind ziemlich eng, auch an Stellen, an denen man mal stehenbleiben und warten muss. Mit einer größeren Gruppe dicht gedrängt stehen ist jetzt nicht so unbedingt meines. Wären noch ein oder zwei Personen mehr in der Führung gewesen, wäre es nicht mehr möglich gewesen, unfreiwilligen Körperkontakt zu vermeiden.

Der Führer redete viel und informativ, erzählte auch einiges zu den Hintergründen des Baus und dem in der Burg verwendeten Symbolismus. Die Führung war durch das ständige Stop-and-Go, wie es bei solchen Führungen eben üblich ist, ziemlich anstrengend zu laufen (ich finde das wesentlich ermüdender als die ca. 150 Treppenstufen in den Turm).

Museumsführung: Die Museumsführung folgte dann zur nächsten vollen Stunde.

Hier ging es nun durch die Museumsräume, mit Erklärungen zu den Herkunftsorten der unterschiedlichen Einrichtungsgegenstände, sowie zur Familie des Kaisers Franz.

Die Führerin war dieses Mal eine sehr jung wirkende Frau. Dafür, dass es aufs Ende der Saison zugeht, machte sie einen äußerst unerfahrenen Eindruck. Gestellte Fragen konnte sie mehrfach nur mit „Weiß ich nicht“ beantworten. Leider nahmen sie mehrere Führungsteilnehmer wohl auch nicht so wirklich für voll und störten andauernd – ein Paar, das sich laufend von der Gruppe entfernte, versuchte, in Räume einzudringen, trotz ausgesprochenem und ausgeschilderten Photographierverbot dauernd am Knipsen war, und allgemein sehr stark störte. Ein weiterer Herr verlangte mehrfach, raus und wieder reingelassen zu werden. Verständnis dafür, eine solche Veranstaltung zwischenrein verlassen zu müssen oder wollen, habe ich schon. Das passiert mir auch schon mal. Aber dann bleibe ich draußen und hämmere nicht an die nächste Tür, um wieder rein zu dürfen. Vor allem nicht mehr als einmal in derselben Stunde.

Dafür kann die Führerin natürlich nichts… seltsam war allerdings, dass sie eine Markierung erwähnte, die „hier irgendwo in der Burg sein soll“, von der sie aber nicht wüsste, wo. Uns war diese direkt vorher auf der Dachführung gezeigt worden. Sprechen sich die Führer hier nicht ab? Bekommen die keinen Überblick ausgehändigt? Die Frau macht ebenfalls Dachführungen (die beiden wechselten sich zumindest an dem Tag ab), und läuft damit an dieser Markierung vorbei. Es schränkt das Vertrauen in alles andere, was sie sagte, doch etwas ein.

Die Burg ist auch so sehenswert, eventuell würde ich aber nächstes Mal auch einen Audioguide nehmen, oder speziell nachfragen, wann der ältere Führer die Runde macht.

Mittagessen gab es für uns im Schlosscafé. Terrassenplätze sind für mich eher unpraktisch, aber die Tische direkt am Gebäude sind in Ordnung. Allgemein ist zumindest zu dieser Jahreszeit der Bereich näher am See beliebter, sodass man dort immer recht für sich alleine ist. Ein einigermaßen schattiger Tisch lässt sich dort auch finden.

Bedient wird schnell und freundlich. Immer. Wir sind dort in schöner Regelmäßigkeit jedes Jahr, und es gab noch nie Probleme. Beim Tempo hilft es, dass die Kellner Bestellungen elektronisch aufnehmen, sodass man nicht darauf angewiesen ist, wieder auf „seinen“ Kellner zu warten.

Die Karte ist umfassend, vegetarisch ist kein Problem. Die Auswahl unter Umständen schon, denn man muss sich ja für eines entscheiden.

Auf dem Rückweg fiel uns gegenüber von „unserem“ Eissalon noch eine zweite Eisdiele auf, die mit „bio“, „laktose- und glutenfreien“ sowie „veganen“ Sorten, geringem Zuckerzusatz und keinen künstlichen Zusätzen wirbt. Gerade hatten wir zum Testen keine Lust mehr, setzten das aber schon mal auf den Plan für Samstag.

Gelaufene KM: 7,9

Urlaubsreview – Tag 4

SCS und Wien

Wir haben einige Besorgungen zu erledigen und steuern daher zunächst die SCS an.

SCS steht für Shopping City Süd und ist ein großes Einkaufszentrum südlich von Wien.

Jetzt könnte man annehmen, dass mich das stresst. Tut es lustigerweise nicht. Es gibt ein paar Situationen, die für mich mit einem Mix aus unterschiedlichen Eindrücken genau auf dem Punkt zwischen Stimulation und Überlastung liegen, den ich wahnsinnig angenehm und sogar entspannend finde. Dazu gehören Volksfeste und Jahrmärkte, Verbrauchermessen, Apsley House, der Münchner Hauptbahnhof und eben auch große Einkaufszentren wie dieses.

Zu meiner Überraschung stelle ich fest, dass ein Buch mit dessen Erscheinen ich gar nicht mehr gerechnet hatte, nachdem der Autor über Jahre verschwunden schien, nun in der Auslage liegt. Also rein in die Buchhandlung, und da ich nicht mit nur einem Buch wieder raus kann, einen ganzen Armvoll Bücher ausgesucht. Zwei davon zweisprachig – Deutsch-Latein. Jetzt kann ich schauen, wie ich das alles in die Regale bekomme.

Wir decken uns noch etwas mit Kleinigkeiten ein, um einem Bekannten ein Dankeschönpaket für einen uns zuvor geleisteten Gefallen zu packen, und beschließen, dass es für einen Besuch „unseres“ Billardcafés etwas zu früh am Tag ist.

Zwischen stöbern und aussuchen ist es inzwischen allerdings Zeit, etwas Essbares zu suchen, und da gibt es für mich in der SCS nur eine Anlaufstelle: Subway.

Die Entdeckung von Subway (als Kette, nicht dieses speziellen Subway) war für mich ein Glückstreffer. Subway findet man so ziemlich überall, und es gibt überall das gleiche. Ich kann so sehr gut auch mal eine Stresssituation entschärfen, indem ich mir etwas absolut vertrautes zu Essen hole. Oder nicht zusätzlich Stress basteln, indem ich in ein Fremdrestaurant gehe. Und überhaupt ist es im Urlaub auch schön, mal etwas Bekanntes zu haben.

Da ich gerne mal aufs Trinken vergesse, bis die Dehydrierungskopfschmerzen anfangen, finde ich auch O’Mellis‚ Saft- und Smoothiebar sehr praktisch. Da man auch hier sein Getränk selbst zusammenstellen kann, sollte jeder was Passendes finden können.

 

Und nochmal übten wir uns in Spontaneität. Seit Jahren wollten wir mal in Wien Fiakerfahren gehen. Bislang passte es nie. Zeit war nun da, Lust sowieso, also Einkäufe schnell nach Hause, und wieder ins Auto. Dank der vielen Einbahnstraßen fahre ich in Wien relativ gerne. Das Navi sagt mir, wo ich hinmuss, und da ich keinen Gegenverkehr habe, machen auch die engen Sträßchen nichts. München könnte sich mehrere Scheiben abschneiden.

Die Fiaker waren eine angenehme Überraschung, die Pferde machten einen guten Eindruck – ich hatte vorher erwartet, dass mich das Ganze dann vor Ort mehr Überwindung kosten würde, aber die Tiere wirkten wirklich sehr gepflegt, ausgeruht und aufmerksam – ein Eindruck, der sich in der folgenden Stunde bestätigt hat. Wir buchten die lange Runde – eine Stunde durch Wien.

Es ist schon ein spezielles Erlebnis, so in der offenen Kutsche. Es ist Ewigkeiten her, dass ich das letzte Mal als Mitfahrer gefahren bin. Ich fahre zwar bei unseren Veranstaltungen auch gelegentlich, aber dann eher Karren als Kutschen, und auf dem Kutschbock sitzend mit den Zügeln in der Hand. Durchgeschüttelt wird man auf dem Kopfsteinpflaster natürlich ordentlich, und schwerhörig sollte man auch nicht sein – zumindest nicht, wenn man dem laufenden Kommentar des Fiakers folgen möchte. Der referiert nämlich eine Stunde lang über Gebäude, deren Bewohner und Architektur, Denkmäler, Brunnen, Plätze und berühmte Cafés – das ganze logischerweise mit dem Gesicht direkt von den Passagieren abgewandt, und daher in die entgegengesetzte Richtung sprechend. Die Anstrengung, ihm zu folgen, zahlt sich aber aus.

Die Passanten sind auch nicht uninteressant – manche grüßen und winken tatsächlich, eine Dame gestikuliert grinsend aus einem Bus, neben dem wir an der Ampel halten. Einige wenige Idioten versuchen, die Pferde zu stören (was ihnen nicht gelingt) und durch den Fiaker auch schleunigst unterbunden wird.

Das Wetter ist perfekt, der einzige echte Störfaktor sind die zahlreichen Baustellen. Am Ende der Stunde haben sich Fiaker und Pferde ihren Lohn plus Trinkgeld redlich verdient.

 

Auf dem Rückweg zum Auto gibt es für uns dann noch einen Zwischenstopp an der Staatsoper – oder genauer gesagt, in deren Andenkenladen. Dieser führt nämlich auch zahlreiche Aufzeichnungen von Aufführungen an unterschiedlichen großen Häusern auf DVD. Ich kaufe dort recht gerne ein. Auf Anfrage sperren die Herren und Damen einem dort nämlich die Vitrinen im Hinterzimmer auf und lassen einen dort alleine, um in Ruhe auszuwählen. Keine nervigen Empfehlungen, kein Gehetze, keine Ablenkung… und so fällt mein Einkauf dort auch immer recht großzügig aus.

 

Gelaufene KM: ca. 15; da ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass ich diese Aufstellung schreiben werde, habe ich die genaue Start- und Endzeit der Fiakerfahrt nicht mitgeschrieben.

Urlaubsreview – Tag 3

Husarentempel bei Mödling

Von Burg Liechtenstein aus hatten wir ihn gesehen, nun mussten wir ihn uns auch aus der Nähe ansehen: den Husarentempel bei Mödling.

Er liegt auf dem kleinen Anninger in knapp 500 Metern Höhe und wurde im Gedenken an die Gefallenen der Schlacht bei Aspern gebaut. Die Schlacht bei Aspern war damals Napoleons erste Niederlage. Die Schlacht bei Aspern war außerdem die Schlacht in der einer der m.E. interessantesten französischen Marschälle fiel: Jean Lannes (ihn verlinke ich hier nicht, weil seine Wikipediaseite grobe Fehler enthält und dringend mal überarbeitet gehört. Vielleicht habe ich nachher Zeit dazu, dann lösche ich den Satz hier wieder).

(Na gut, das mit dem in der Schlacht fallen kann man nun auch sehen wie man will, er wurde jedenfalls auf einer Mauer sitzend Pause machend von einer dumm fallenden Kanonenkugel verwundet und verstarb später an Wundbrand. Es ließen eben auch die Herrschaften französischen Feldärzte beim Amputieren und der nachfolgenden Versorgung die Sauberkeit etwas vermissen (auch wenn sie den Briten, so leid es mir tut das sagen zu müssen, klar überlegen waren). In jedem Fall war er vorher am Leben und anschließend tot.)

Dieses Mal etwas besser vorbereitet, Wanderkarten zu Hause aufs Handy geladen, festgestellt: Es wird gewarnt, dass man unterwegs nirgends einkehren kann. Also großzügig Getränke und etwas Proviant mitgenommen, richtig essen können wir auf dem Rückweg.

Der Parkplatz am Gasthaus Bockerl war trotz Navi erst im zweiten Anlauf zu finden, die Zufahrt versteckt sich etwas als fünfte Abzweigung einer Kreuzung.

Dummerweise haben wir beim Parken auch nicht aufgepasst und nicht daran gedacht, dass es zwar morgens noch recht kühl war, aber die Sonne bis Mittag mein (schwarzes) Auto in einen Backofen verwandeln wird… Daher auch keinen schattigen Parkplatz gesucht. Blöd.

Der Aufstieg beginnt direkt am Parkplatz, die Beschilderung ist ganz gut, man kann mehrmals wählen, Zwischenziele anzulaufen  – je nachdem, wie lange man unterwegs sein möchte, oder wie oft man Pause einlegen will. Bänke gibt es dazwischen einige, die Abstände sind aber relativ groß.

Gerade der Anfangsbereich des Wegs ist ziemlich steil und felsig. Wer nicht gut zu Fuß ist, kommt hier nur mit Schwierigkeiten weiter. Alles was Räder hat (z. B. Kinderwägen) hätte absolut keine Chance. Wie die anderen Aufstiege aussehen, weiß ich nicht, wir haben nur den einen verwendet. Die erste Kreuzung ist unbeschildert, aber Ausschlussverfahren und Logik – der Tempel ist oben, also nehmen wir den Weg, der am „nach-obigsten“ geht – bringen uns auch weiter. Ein Stück hinter der ersten Bank mündet der Pfad dann in einen breiteren Weg (die Art, die zum Abtransport von Holz aus dem Wald verwendet wird, also auch für schwerere Fahrzeuge ausreichend befestigt), auf dem es dann eine ganze Weile weitergeht. Irgendwo muss dieser Weg auch ein unteres Ende haben…

Wir folgen weiter dem (nun wieder ausgeschilderten) Mozartweg in Richtung Husarentempel. Einige wenige Infotafeln gibt es, zumeist zu Wald- und Pflanzenthemen. Für mich am interessantesten ist die Infotafel zu örtlichen Legenden.

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Der Mozartweg endet, der Schubertweg zweigt rechts ab – und diesem ist jetzt bis zum Ende zu folgen. Der Weg bleibt stabil und breit. Amüsant finden wir eine künstliche Lichtung, die aussieht, wie ein Kreisverkehr. Fast oben angekommen beschließen wir, einen Umweg zu machen und dem Matterhörndl einen kleinen Besuch abzustatten. Der Weg dorthin ist nun ein sehr enger Waldweg, zwei nebeneinander geht nicht. Relativ viel auf und ab, für uns schön zu laufen, aber auch hier: man sollte recht gut zu Fuß sein. Unterwegs anhalten, ohne den Weg für nachkommende Wanderer zu blockieren, geht nicht.

Das Matterhörndl ist eine Kalkfelsformation, die beklettert werden kann. Was wir natürlich prompt ausprobieren mussten. Geht gut, allerdings würde man auf der Rückseite (Ostseite) relativ tief fallen.

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Der Waldweg vom Matterhörndl weg endet direkt unterhalb des Husarentempels.

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Um diesen zu erreichen, darf man dann erst noch einen Satz eher unangenehme Stufen erklimmen – unterschiedliche Höhen, teils ziemlich verwittert. Oben warten Tische und Bänke, eine Gedenktafel und ein weiter Ausblick.

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Ausblick auf die Burg Liechtenstein

Der Husarentempel besitzt eine Beleuchtung mit Solaranlage, die haben wir natürlich am helllichten Tag nicht in Aktion erlebt.

Auf dem Rückweg sparen wir uns irgendwelche Zwischenstopps und bleiben auf dem Hauptweg. Das felsige Endstück ist im Abstieg unangenehmer als im Aufstieg, aber kein großes Problem. Kurzes Bedauern im Vorbeigehen über den Backofenzustand des Autos, bevor uns die inzwischen doch recht leeren Mägen ins Gasthaus treiben.

 

Waldgasthaus Bockerl.

Das vor der Tür angeschriebene Tagesmenü sah schon extrem einladend aus.

Den Außenbereich habe ich mir nicht angesehen, da er für mich ohnehin nicht in Frage kommt: zu hell, zu warm und zu viel los. Der Innenraum war ruhig. Rustikal und gedämpft eingerichtet, keine grelle Beleuchtung. Radio läuft zwar, aber leise genug, dass ich mich noch unterhalten kann, ohne Probleme zu haben, den Radiotext aus der Unterhaltung zu filtern.

Die Plätze in den Ecken sind schön geschützt vor Störungen, der Kellner passt dennoch recht gut auf und lässt uns nicht lange warten nur zum Zahlen hat es etwas länger gedauert. Hätten wir es eiliger gehabt, hätte ich dazu aber an die Theke gehen können.

Die Speisekarte ist essenstechnisch die größte Überraschung der Woche – wir wissen gar nicht so genau, was wir jetzt bestellen wollen. Nicht, weil nichts Passendes drauf steht, sondern weil wir uns jetzt locker eine Woche lang durch die Karte futtern könnten.

Vegetarisch und vegan ist kein Problem. Glutenfrei oder laktosefrei gibt es ebenfalls in größerem Angebot, nur gluten- und laktosefrei gleichzeitig schränkt die Auswahl sehr stark ein (= auf genau ein Gericht).

Der Kellner ist sehr freundlich, hetzt uns nicht, und hilft auch nett aus, als ich nach dem Essen bei der Kaffeebestellung mal wieder Probleme mit den österreichischen Bezeichnungen habe.

Das Essen hält genau das, was die Karte versprochen hat, und ist hervorragend.

Fazit: Wer in dieser Ecke von Mödling was zu essen sucht – hier wäre eine sehr gute Anlaufstelle.

 

Die Rückfahrt im Backofen überstehen wir irgendwie, dafür hängen wir abends nochmal eine lange Runde an.

Gelaufene KM: 16,8

 

 

 

Urlaubsreview – Tag 2

Mödling und Burg Liechtenstein

Unser Plan für den Tag: Ab nach Mödling und Pokémon jagen.

Zunächst: Die Innenstadt von Mödling ist sehr schön, und Pokémon Go ist hier ein guter Fremdenführer. Zahlreiche Fassadenverzierungen und Infoplaketten die man anderweitig leicht übersieht (wir waren ja auch nicht zum ersten Mal dort) fielen uns so auf. Ich habe einige gute Anregungen gefunden, die ich möglicherweise mal in einer Geschichte verwursten werde. Viel gelernt auch über örtliche Persönlichkeiten, wir schlugen tatsächlich jeden Künstler nach, der irgendwo erwähnt wurde.

Zeit nahmen wir uns zunächst auch für einen Besuch der St. Othmarkirche. Dorthin hatten sich während des zweiten Türkenkriegs ein großer Teil der Einwohner geflüchtet. Half nichts, denn sie wurden dort gefunden und getötet.

Die Kirche ist eine sehr hübsche gotische Kirche, die hohen, bunten Glasfenster wunderschön. Leider stand die Sonne nicht richtig, aber der Effekt muss beeindruckend sein.

Gegenüber steht die Pantaleonskapelle, ebenfalls sehr hübsch.

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Ich hatte hier mit der Sonne etwas Schwierigkeiten, und daher keine weiteren Photos gemacht (Ja, Handy geradehalten ist nicht mein Ding. Ich bin kein großer Photograph).

Die große Treppe am oberen Ende des Kirchhofs führt zum Startpunkt zahlreicher Wanderwege. An dieser Stelle entschieden wir uns dann kurzfristig, die bereits mehrfach angedachte Wanderung zur Burg Liechtenstein doch einfach jetzt gleich zu machen. Kurz zurück in die Stadt, um Getränke und Proviant zu holen, zurück nach oben und kurz orientieren. Dank GPS und Blick auf die Handykarte stellten wir eine Abkürzung bis zur ersten Zwischenstation fest und nutzten diese auch. So standen wir dann kurze Zeit später vor dem sogenannten Schwarzen Turm. (Auf dem Weg hätte es ein Gasthaus gegeben, das allerdings geschlossen war. Gut also, dass wir uns nicht darauf verlassen hatten, dort noch Proviant nachkaufen zu können.)

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Der Schwarze Turm sieht auf den ersten Blick aus wie die Ruine eines alten Wehrturms – ist er aber nicht. Es handelt sich um eine künstliche Ruine, die der Fürst von Liechtenstein seinerzeit anlegen ließ – schöne alte Ruinen waren wohl gerade chic, und wenn man keine bei der Hand hatte, mussten eben neue gebaut werden. Der Turm ist nicht zugänglich und kann nur aus etwas Abstand betrachtet werden.

Von da ab ging es dann auf dem regulären Wanderweg weiter – nehmen wir zumindest an, denn die Beschilderung fehlte teilweise. Wir hätten zwar auch richtig geraten, aber das Handy ist doch sehr hilfreich als Wanderkartenersatz.

Das gegenüberliegende Schloss Liechtenstein, die wesentlich jüngere Sommerresidenz, ist heute eine Seniorenresidenz. Entsprechend gesittet geht es auch im Park unterhalb der Burg zu. Schatten spenden große Bäume, teils noch aus der Bepflanzung aus der alten Parkanlage. Das Restaurant hier hat sehr geringe Öffnungszeiten, die sich nicht mit unserem Besuch überschnitten. Ein weiteres Restaurant und Café gibt es in etwa fünf Gehminuten Entfernung. Bis dahin hatten wir allerdings beschlossen: Wenn wir uns hinsetzen wird richtig gegessen – und dazu hatten wir die Zeit nicht, denn Führungen gibt es immer zur vollen Stunde.

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Führungskarten, Postkarten, Burgführer kaufen und dann nochmal kurz warten…

Die volle Stunde kam, und wir waren die einzigen Anwesenden. Ganz toll: Es gab keine Frage, ob wir auf die nächste Führung warten könnten, kein Gemoser oder Gemotze, sondern lediglich ein Schulterzucken und „Na, dann gibt’s jetzt eine Privatführung.“ Gut, so steht es auch auf der Website, aber meiner Erfahrung nach ist es nicht selbstverständlich, dass es sich vor Ort dann genau so darstellt.

Es war natürlich absolut das richtige – nur die Freundin und ich mit der Führerin einmal durch die Burg (Nein, mein Mann ist nicht dabei, diese Woche nehmen wir uns jedes Jahr Ende September, schon sehr viel länger als ich ihn kenne. Die gehört uns, da hat er nichts verloren.) Man konnte sich so auch sehr schön unterhalten und zusätzlich nachfragen. Bei größeren Gruppen halte ich mich da sehr zurück, da ich es schwer schaffe, diese Zwischenstufe zwischen interessiert fragen und alle mit unzähligen Detailfragen zu nerven bzw. keinen anderen mehr zu Wort kommen zu lassen zu treffen. Da bin ich dann vorsichtshalber stummer Führungsteilnehmer.

Das war hier nicht notwendig. Gut, vieles von dem, was sie so über das mittelalterliche Leben erzählte, wusste ich schon, allerdings konnte sie auch Fragen zur Architektur der Burg gut beantworten. Ein kleiner Fehler unterlief ihr beim Erklären des Verhältnisses Gambeson zu Rüstung. Ich neige halt doch etwas zu Besserwisserei, ich konnte das dann nicht so unkommentiert stehen lassen. Sie schien es mir aber nicht übel zu nehmen.

Die Runde ist mit 50 Minuten angesetzt, wir waren etwas länger unterwegs, es wurde aber bis zuletzt nicht gehetzt.

Die Führung könnte man auch gut mit Kindern machen. Auch ansonsten ist die Runde größtenteils unproblematisch, sofern man den ersten Satz Stufen zum Eingang hinauf schafft. Dieser ist leider nicht zu umgehen, relativ eng und steil. In der Burg gibt es natürlich ebenfalls Treppen, im Vergleich zu diesem ersten Aufstieg sind diese jedoch harmlos – wer es bis zur Eingangstür geschafft hat, schafft auch die Burg. Enge, dunkle, schmale oder niedrige Räume, die man nicht vermeiden kann, gibt es nicht. Eine wirklich niedrige Tür führt in einen hohen, hellen Raum. Wer unter Höhenangst leidet, sollte weder die „Toilette“ (eine Art Balkon mit Plumpsklo), noch den eigentlichen Balkon betreten.

Zurück ging es dann auf anderer Strecke, durch Maria Enzersdorf.

 

Bis wir nach Mödling zurückkamen, war dann doch dringend ein sehr spätes Mittagessen fällig. Wir hatten beide keine Lust, uns etwas Neues zu suchen, und steuerten daher unser übliches Mittagsziel in Mödling an. Hatte den zusätzlichen Vorteil, direkt auf dem Weg zum Parkplatz zu liegen.

Es ist die „Kochkiste„, laut Website ein Bistro.

Optisch macht es nicht besonders viel her, weder von außen, noch von innen. Wer ein ansprechendes hübsches Ambiente sucht, ist fehl am Platz. Es ist alles sehr praktisch und rein funktional eingerichtet.

Mich würden die Plätze vorne im Raum nerven, aber es gibt einen kleinen Tisch neben der Theke, an dem man quasi in einer Wandnische sitzt. Perfekt. Nichts nervt außenrum. Allerdings kann es sein, dass man das Essen, das hinter der Theke zum Portionieren bereitgehalten wird, riecht.

Es gäbe alles auch zum Mitnehmen.

Es läuft weder Radio noch Musik, was in solchen kleinen Ein-Raum-Einrichtungen auch nicht selbstverständlich ist.

Gekocht wird vegan und vegetarisch, auch glutenfreie Gerichte gibt es. Ein Teil der Karte bleibt stabil, andere Gerichte sind saisonal. Die Auswahl, auch bei den Getränken, reicht von vollkommen üblich bis etwas ausgefallen.

Die Bedienung war bislang immer etwas „hopplahopp“, was für mich kein Problem ist, andere aber möglicherweise stört.

Geöffnet ist zwar bis 16 Uhr, aber die Küche schließt relativ früh, sodass die Auswahl nach hinten zu dann stark eingeschränkt ist.

Für uns gab es „Vegi-Burger“, nach Experimenten war mir nach dem Tag auch nicht mehr, dazu dunkeln Holundersaft. Richtigen, nicht Wasser mit einem Spritzer Holundersirup. Sehr gut.

 

Weil wir anscheinend noch nicht weit genug gelaufen waren, legten wir abends nochmal einen längeren Spaziergang ein und grasten die Gegend nach weiteren Pokémon ab.

Gelaufene KM (laut Handy-Log): 35,2

Das war unser Rekordtag in Kilometern bemessen…