Mein Verhältnis zu den Betten war nicht immer ungetrübt,
was allein schon daran lag, dass man nicht kann, was man nicht übt…
…oder so ähnlich.
Mit dem Beginn der Schulzeit bekam ich ein eigenes Zimmer. Das war klein, die Möbel sollten so viel Stauraum wie möglich hergeben, und so war die Liegefläche des Betts etwas höher, weil sich darunter noch eine Reihe Regalfächer befand. Drüber auch. Dieses Bett, und eigentlich das ganze Zimmer, war ziemlich cool, das Schlafen im relativ kleinen Raum zwischen Bett unten und Regal oben fand ich gut und ich hatte auch so grundsätzlich nichts dagegen. Nur… so cool konnte mein Bett gar nicht sein: Gab man mir die Möglichkeit, dann schlief ich nicht drin.
Da denkt man jetzt vielleicht ans Elternbett – nee, falsch gedacht. Mein liebster Schlafort war der Fußboden. Matratze OK, Kuscheldecke unter mir würde reichen, Kuscheldecke auf mir, schwere Daunendecke, fertig. Oh, Kissen gerne in beliebiger Anzahl.
So kam es bei uns zu der Regel „Während der Schulzeit wird im Bett geschlafen, in den Ferien mach was du willst.“
Soweit, so gut… so ging es dann erst mal weiter, wobei ich mit zunehmendem Alter durchaus schon mal beschlossen habe, schneller einschlafen sei wichtiger.
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Dann zog ich zu Hause aus, ging studieren, im Grund blieb ich der Gewohnheit weiter treu – und nach zwei oder drei Semestern fiel mir auf: Albern. Warum mache ich das? Weil Mama das mal sagte? Ernsthaft?
So flog das Bett raus, ein anderer Student freute sich drüber, und ich richtete mir mein Nest auf dem Boden unterm Fenster ein. Als mir der Platz ausging, weil immer mehr Bücher bei mir einzogen, fiel mir mein Stauraumbett wieder ein. Also Bücher, die gerade nicht gelesen wurden, in Kisten packen, Kisten nebeneinander stellen, Matratze oben auf Kisten… Das Ganze war dann immer noch stabil genug, dass ich gut schlafen konnte, aber es gab keinen Platzverlust durch den Schlafplatz mehr. Bis ich dort wieder auszog, hatte ich dann sozusagen schon ein „Hochbett“.
Nun hatte das aber noch eine Nebenwirkung – ich war zu dem Zeitpunkt zwei- bis dreimal im Jahr bei meiner Familie: Zu Weihnachten, zu einem Geburtstag und gelegentlich im Sommer, wenn es an meinem Wohnort unerträglich heiß für mich war und ich schlicht vor dem Wetter flüchten musste. Die erste Zeit schlief ich dort im Allzweckraum, mit einer Matratze auf dem Boden – alles gut.
Dann zogen aber auch mehrere meiner Geschwister aus, und es wurde Platz für ein Gästezimmer. Dort sollte ich also künftig schlafen, wenn ich zu Besuch war. Dort stand auch ein Bett, und vorgesehen war, dass da drin geschlafen werden sollte. Nun hatte ich aber zu dem Zeitpunkt seit Jahren in keinem Bett mit Lattenrost mehr geschlafen… und es stellt sich ziemlich schnell heraus: ich konnte das nicht mehr. Es bestand einfach absolut keine Chance, einzuschlafen, wenn es unter mir ständig wackelte. Jede Bewegung schien sich zu übertragen, es war nicht auszuhalten. Am dritten Tag forderte ich dann Werkzeug ein, um das Ding abzubauen…
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Ich zog wieder um, hatte dann meine erste Wohnung mit Bibliothek – also einem Raum nur für Bücher – und hätte mir eigentlich ein „echtes“ Schlafzimmer einrichten können. Inzwischen hatte ich aber dadurch, dass ich mit meiner Bücherstapelschlafstelle immer näher an die schräge Decke gerutscht war, erneut festgestellt, dass ich es wahnsinnig angenehm finde, in einem sehr begrenzten Raum zu schlafen. Statt eines Schlafzimmers wurde es also eine Schlafnische, die ich mir mit Raumteilern bastelte, gerade groß genug, um mein „Nest“ unterzubringen und einen Kleiderschrank aufzustellen.
Dann begegnete ich gerade rechtzeitig zum nächsten Umzug ihm. Nee, nicht meinem Mann, der dauerte nochmal ein paar Jährchen… aber meinem Bett. Es ist … sehr groß. Die Matratze ist dreigeteilt. Einen Lattenrost hat es nicht, die Matratzenteile liegen durchgängig und flächig auf, was dazu beiträgt, dass man die Teilung beim Draufliegen eigentlich nicht merkt, weil nichts nachgeben/absacken/sich verschieben kann. Es war Liebe auf den ersten Blick, kurzes rechnen – passt das größte Teil durchs Treppenhaus? Und es wurde gekauft.
Die Lieferung gestaltete sich dann etwas nervig. Erst betrachteten die liefernden Herren das Treppenhaus und erklärten „Das bringen wir hier nicht rein.“
Eine praktische Geometrielektion in „Wie muss ich ein Möbelstück kippen, damit es passt?“ später sahen sie sich dann eines Besseren belehrt, was den einen von ihnen aber nicht davon abhielt, mit Blick auf die getane Arbeit noch zu kommentieren, das sei ja eine tolle Spielwiese, und wie viele Männer ich dort denn gleichzeitig drauf zu unterhalten gedächte. Na vielen Dank…
Die Umzugsleute, die mein Monsterbett einige Jahre später wieder raustransportieren mussten, hatten übrigens keine Probleme mit der praktischen Anwendung ihrer Geometriekenntnisse.
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Im neuen-alten Haus war klar, das Schlafzimmer muss der nördlichste Raum sein, und wenn möglich unterm Dach. Unterm Dach nördlich befand sich damals ein großer Saal (ca. 7 x 12 m), den ich in der Form nicht brauchte. Neben einigen anderen Umbauten beschloss ich also, dort mein Schlafzimmer neu anzulegen – und zwar soweit es ging wieder mit Kuschelfeeling. Also Bett in die Ecke unter die schräge Decke, und dann Wand davor eingezogen. So ist es bis jetzt, und ich liebe es.
Der Mann, als der dann auftauchte, war auch fast uneingeschränkt begeistert davon. „Fast“ deswegen, weil das Bett in seiner ganzen Schönheit wirklich nicht dazu erzieht, sich beim Schlafen wenig zu bewegen. Wenn er dann mal wieder etwas angeschlagen ist, weckt er sich gerne mal selbst ungeplant auf. Dann muss mal halt etwas nachdrücklicher Nestbau betreiben und sich den Bewegungsspielraum mit Kissen und Kuscheldecken selbst etwas einschränken. Dafür ist in meinem Bett ja auch wirklich genug Nistmaterial vorhanden. Sieht er wohl auch so, denn als wir die Anforderungsliste für den Hauskauf in Belgien gemacht haben, regte er an, dass das Schlafzimmer groß genug sein muss, um ein Duplikat von diesem Bett aufzustellen.
Jetzt kann ich nur noch hoffen, dass es das noch gibt, wenn wir endlich was gefunden haben…
Ah ja… daran, in einem „normalen“ Bett zu schlafen bin ich inzwischen auch wieder gewöhnt. (Alles andere wäre auch blöd, da in unserer belgischen Wohnung ein ganz normales 08-15-Bett steht…) Allerdings leben im Kofferraum meines Autos ein künstliches Wolfsfell, eine schwere Decke und ein festes Kissen – und das ist wirklich alles, was ich zum Schlafen brauche, damit kann ich mich auch heute noch auf jeden Fußboden legen und bin auf der Stelle weg.
Was man nicht ganz so gut sieht ist, wie es unter der Schräge weitergeht, aber wenn ich das da hinten (also „meinen Platz“ nicht ausstopfe, geht mir vorne der Platz für das Nistmaterial – pardon, die Kissen – aus. Ich glaube aber, ihr könnt’s euch vorstellen.
(Und ja, irgendwo da drunter liegen auch noch normale Kopfkissen & Decken.
Und was fehlt noch?
Genau… Die „Atties“. Wäre ja noch schöner…
Weil doppelt bekanntlich besser hält als Tagesdecke UND als Kuschelkissen.