Kennt ihr das?

Irgendwann kommt der Punkt, da geben alle T-Shirts gleichzeitig den Geist auf. Hier ein Loch, da ein Loch, die Naht am Kragen, der Saum, alles löst sich in Wohlgefallen auf. Bei mir kommt noch da dazu, was ich als „Geierfraß“ bezeichne: irgendwann hat alles kleine Löchlein von Papageienkrallen, und wehe, es steht irgendwo ein Fädchen ab… da kann so ein Mamagei einfach nicht widerstehen.

Nun lösten sich bei mir gerade nicht nur die T-Shirts auf, sondern auch die Sweatshirts, die Hoodies und die Pullis. Alles gleichzeitig.

Okay, macht nichts… Kleidung kann man ja nachkaufen.

Wenn es nur so einfach wäre…

Einfach wäre langweilig, nicht wahr?

Erste Herausforderung: Material.

Ich kann glattes Material auf der Haut nicht ausstehen. Der Trend geht aber dahin, dass Stoffe immer glatter, immer synthetischer, immer pflegeleichter werden. Pflegeleicht mag ja sein, aber was bringt mir das, wenn ich den ganzen Tag das Gefühl habe, dass Ameisen auf der Haut krabbeln –und nicht nur krabbeln sondern zwischenrein auch mal beißen. Noch schlimmer: Das Gefühl geht nicht sofort weg, wenn ich das Kleidungsstück in Frage ausgezogen habe, es ist jedoch sofort da, wenn ich es anhabe. Damit ist die Anprobe im Laden schon mal problematisch, weil ich ab Stück 2 nicht mehr zuverlässig sagen kann, spüre ich noch den Rest von Stück 1, oder …

Dabei hätte ich grundsätzlich nichts gegen Synthetikstoffe, wenn diese halt entsprechend texturiert wären. Natürlich nicht nur bei Kleidung.
Wir hatten zu Hause hübsche Handtücher im Bad hängen- eine Seite weich und „kuschelig“ mit Motiv oder Muster. Solange ich denken kann, habe ich zum Abtrocknen die rauere „Rückseite“ dieser Handtücher genommen. Die „Vorderseite“ sah zwar auf dem Haken nett aus, aber zum Verwenden fand ich sie doch eher ungeeignet. Heute habe ich nur Frottee-Handtücher in Verwendung, die beidseitig OK sind.

Leinen und Wollstoffe, also das, was viele Leute als kratzig und unangenehm empfinden, sind mir am liebsten. Leider findet man diese nur sehr eingeschränkt. Als ich mehr Zeit für solche Dinge hatte, nähte ich vieles selbst. Dazu irgendwann mal einen eigenen Post.

Zweite Herausforderung: Farbe

Muster, Motive, Aufschriften, Kontrastnähte – finde ich alles irritierend.

Erwähne ich das, höre ich immer mal wieder, das würde ich doch gar nicht sehen.

Doch, das sehe ich. Ich sehe sehr wohl, ob vorne auf meinem T-Shirt/Pulli/etc. ist. Nicht nur ich, aber die meisten Gehirne blenden die Information halt aus. Wenn ich das machen muss, geht mir bereits ein Stück Energie ab, das ich lieber auf etwas anderes verwenden würde. Zum Beispiel darauf, an der Kasse der Person vor mir nicht die Waren einfach aufs Band zu schmeißen, weil das Auflegen zu lange dauert und ich zwischen Musikgedudel, Unterhaltungen um mich herum, buntem Laden, Geruch von der Wursttheke her und dem kleinen Kind, das ständig zwischen aller Leute Füße herumwuselt wirklich dringend den Laden verlassen will.

Es mag unproportional klingen, aber das ist wie mit einem Wasserhahn. Wenn der den ganzen Tag tropft, läuft auch ziemlich viel Volumen weg, obwohl es nicht so aussieht. Auf Dauer merkt man es an der Wasserrechnung.
Ich bekomme die Rechnung eben etwas früher präsentiert.

Immer mal wieder sehe ich ein Motiv, das mir gefällt. Wider besseren Wissens kaufe ich auch so einmal alle zwei oder drei Jahre ein Stück. Das trage ich dann einmal, dann ziehe ich mich bei nächster Gelegenheit um, und das bedruckte Teil wird zu Unterkleidung degradiert.

Ein paar T-Shirts habe ich, die nur auf dem Rücken ein Motiv haben. Die habe ich drucken lassen. Da stört mich der Aufdruck nicht, und ich kann trotzdem das Motiv meiner Wahl spazieren tragen.

Naja, welches Motiv wird das wohl sein?

tshirtbild

Dritte Herausforderung: Schnitt und Co.

Lose sitzende Kleidung finde ich meistens schlecht. Der ständige Wechsel zwischen Berührung und Nichtberührung, oder eine ganz leichte Berührung, das treibt mich auf Dauer in den Wahnsinn. Allerdings ist es manchmal das kleinere Übel – im Sommer nämlich, wenn ich draußen sein muss. Dann ist mir weit und leicht, dafür lang, doch noch lieber, als mich direkt Sonne und Wind auszusetzen. Das bringt nämlich noch unangenehmere Gefühle.

Besonders wichtig ist mir, dass der Abschluss an den Ärmeln klar definiert ist. Ich muss spüren können, wo meine Kleidung aufhört.

Jawohl, ich bin ein Fan von langer, enger Unterwäsche. Dann habe ich nämlich mit der drüber getragenen Kleidung mehr Freiheiten. Ich habe schon öfter mal sehr enge Sweatshirts als Unterhemden zweckentfremdet. Leider wird mir aber schnell warm, dafür nicht kalt…

Kragen. Ein ewiges Theater. Steht was auf? Kann was aufstehen? Schlecht. Immerhin kann man einen Kragen, der ungewollt aufsteht und einen ungewünscht berührt mit einem kleinen Stich da befestigen, wo er hingehört. Rollkragen finde ich optisch toll, tragen kann ich sie auf keinen Fall. Zu viel Druck am Hals, ständig das Gefühl, zu ersticken.

Kleidungsstücke, die seitlich eng anliegen, finde ich auch schwer zu ertragen. Was liegt seitlich eng an? Eigentlich fast alles aus der Damenabteilung, das der weiblichen Anatomie nachempfunden ist. Ich kaufe meistens in der Männerabteilung ein. Trägt sich besser.

Hoodies, vor allem schwerere Hoodies, finde ich gut, obwohl ich die Kapuze nicht benutze. Sie macht einfach das Kleidungsstück nochmal etwas schwerer, das finde ich angenehm.


Nun gut… Ich kann jetzt also in einen Laden gehen und versuchen, einfarbige Kleidung aus nicht zu glattem Stoff mit vernünftigem Gewicht und passendem Kragen etc. zu bekommen.

Das dauert, kostet Nerven und meistens komme ich dann von einem wahnsinnig stressigen Tag mit ein oder zwei Stücken nach Hause.

Oder ich logge mich mal eben ein, fülle meinen Warenkorb, gehe zur Kasse, und lasse mir zwei Tage später einen Karton liefern. Zehn T-Shirts, zwei Hoodies, drei Sweatshirts, zwei Poloshirts, alles schwarz. Alles dieselbe Marke, die ich seit Jahren trage, die sich immer gleich anfühlt – auch über die einzelnen Varianten hinweg, also die Sweatshirts sind eben z. B. mit den T-Shirts identisch, außer, dass die Ärmel länger sind.

Damit ist der Schrank wieder voll, und ich hatte keinen Stress.

Und wenn sich meine Hosen auflösen, läuft es genauso. Einkauf derselben Marke, derselben Farbe, seit Jahren. Nach amerikanischen Maßen, sodass sich Länge und Weite beliebig kombinieren lassen. Ich bin ja eher klein, und habe schon deswegen anderweitig Schwierigkeiten beim Hosenkauf. Ebenfalls Männerschnitte. Sitzen besser und haben häufig auch größere Taschen.


Und wenn es aussieht, als würde ich „jeden Tag das gleiche“ tragen? Ist das noch dazu praktisch, weil ich nicht drüber nachdenken muss, was ich anziehe.

18 Gedanken zu “Kleider machen Leute

  1. Klingt anstrengend, offen gestanden kaufe ich aber auch immer das Gleiche und mehrfach. Ich hasse shoppen!!!
    So glatte Stoffe mag ich auch nicht, gibt aber leider immer mehr davon. Kribbeln tut mich das nicht, aber das rutscht so auf der Haut rum und fühlt sich eklig an!
    Kapuzenshirts mag ich gerne und natürlich Jeans. Im Grunde mag ich es einfach weich und kuschelig und vor allem nicht zu eng.

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    1. Es wird echt immer schwerer, Sachen zu bekommen, die nicht so glatt sind. Als ich damals Mittelalter-Reenactment gemacht habe, habe ich Jahrelang einfach meine Reenactmentsachen die Woche über auch getragen. Fiel zwar auf, war aber total praktisch. Sowohl vom Schnitt her, als auch vom Stoff…
      Gleichmäßig eng finde ich eigentlich gut, solange ich mich trotzdem gut bewegen kann. Aber der Übergang zwischen „eng“ und „drückt“ kann sehr schmal sein.
      Ich musste grad dran denken, wie ich mal in einen Laden gegangen bin, sah, dass die meine Jeansmarke hatten, ein paar von meiner Größenkombination (Weite/Länge) genommen habe, und zur Kasse bin… und mir diese blöde Verkäuferin nach ist um mir mitzuteilen, dass ich das erst anprobieren *muss*. Neben der sinnlosigkeit der Aussage in der Situation regiere ich auf „muss“ beim Kleidungkaufen erst recht allergisch…

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      1. Doch also gerade Jeans probiere ich auch lieber an, die müssen einfach sitzen, brauche aber auch Kurzgrössen.
        Habe auch noch Mittelalter Blusen aus dem Shop.

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      2. Jo, aber die sitzen ja… Selbe Marke, selber Schnitt und selbe Weite/Länge – das schöne an den US-Größen ist ja, dass man in Ein-Zoll-Schritten jede Kombination kaufen kann… was soll da schiefgehen… 30 Zoll können ja nicht plötzlich länger oder kürzer sein als 76 cm. Drum mag ich die so gerne. Deutsche Größen kaufe ich gar nicht erst, ich wüsste ehrlich gesagt gar nicht, wo man die in Kurzgrößen bekommt.
        Das genialste Kleidungsstück aus dem MA-Bereich ist mein Umhang. Den hab ich irgendwann mal auf der Unterseite imprägniert, und ihn zum Regencape erklärt. Bestes Kleidungsstück überhaupt. Passt überall drüber, hält alles trocken, und stört bei nichts.

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      3. Ehrlich gesagt, ich stehe ja voll auf Umhänge und so „Mönchskutten ähnliches“, aber sowas kann man ja normal nicht tragen.
        Kaufe so selten mal neue Jeans, da liegen Jahre dazwischen, da weiß ich doch die Größe gar nicht mehr.

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      4. Mich kannten an der Uni bestimmt *alle*, weil es mich einen Sch* gekümmert hat, was man normal nicht tragen kann. Der Umhang war praktisch. Und bequem. Und wasserdicht. *grins*. Mein Bademantel begann sein Leben auch als Magierrobe für’s LARP…
        Ich fürchte, ich strapaziere Jeans zu sehr, ich muss sie doch alle 1-2 Jahre austauschen. Manche Menschen behaupten, wenn ich wie „normale Leute“ bestimmte Dinge am Tisch machen würde statt auf dem Fußboden (Puzzles legen z. B.) wäre das nicht der Fall. Soll ich denen glauben?

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